Nachdem die ersten zwei Wochen erwartungsgemäß voller Papierkrieg und Botengängen zu verschiedenen Instituten war, bin ich nun endlich "angekommen". Und um das zu feiern habe ich mich am vergangenen Wochenende direkt mal ins 4 Stunden südlich gelegene San Diego begeben. Wer gut aufgepasst hat wird sich erinnern, dass ich dort schon einmal war, aber einmal ist ja bekanntlich keinmal.
Der Anlass war dieses mal ein deutscher Kollege, der für ein Forschungspraktikum in meiner Gruppe arbeitet. Er will vor seiner Abreise Ende November noch so viel von Kalifornien sehen wie möglich und ich bin für solche Trips ohnehin immer zu haben. Außerdem ist ja am kommenden Donnerstag Halloween und das Gaslamp Quarter bekannt als Partymeile, insgesamt also hatten wir eine hervorragende Ausgangslage für ein grandioses Wochenende.
Nachdem wir also am Samstag das Sightseeing genossen hatten, bei dem ich das unverhoffte Glück hatte einen leibhaftigen Papagei auf den Arm nehmen zu dürfen, ging es abends in Richtung Innenstadt. Auf dem Weg dorthin begegneten wir natürlich einer Vielzahl an kostümierten, leicht bis mittelschwer angetrunkenen Party-willigen und eine Gruppe von Menschen, deren Superheldenkostüme irgendwie anders waren. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass die drei ein Team aus Kameramann, Mikrophonhalter und junger Frau mit Klemmbrett im Schlepptau hatten, irgendwie sahen sie jedenfalls nicht so aus, als wären sie auf dem Weg in die nächst beste Bar.
Wir dachten uns nichts weiter und waren drauf und dran die merkwürdige Truppe wieder zu vergessen, als uns die junge Dame mit dem Klemmbrett an der nächsten Kreuzung einholte und fragt, ob wir bereit wären ihr ein Interview zu geben. Wie sich herausstellte, war das Kamerateam eine Gruppe Studenten, die für ein Projekt eine Dokumentation über die Xtreme Justice League drehen. Dabei handelt es sich um Leute, die nachts kostümiert auf Patrouille gehen um Verbrechen zu bekämpfen. Wie im Comic, nur im echten Leben.
Die Mitglieder der XJL. Das Bild habe ich leider nicht selbst aufgenommen, sondern von der Facebook-Seite geliehen. |
Wie sich weiter herausstellte waren die auffällig Kostümierten genau solche Crimefighter und wie sich der geneigte Deutsche denken kann, für den Selbstjustiz schon von gesetzlicher Seite völlig außer Frage steht, ist diese Form der Verbrechensbekämpfung auch in den USA nicht unumstritten. Die Mitglieder der XJL sind alle in mehreren Kampfsportdisziplinen trainiert und haben sich auch intensiv mit der gesetzlichen Lage vertraut gemacht und können der Polizei tatsächlich helfen. Aber wie immer gibt es natürlich auch die anderen Leute die es gut meinen, aber die Umsetzung eher halbherzig bewerkstelligen und dann in Schwierigkeiten geraten. Insgesamt also eine spannende Angelegenheit.
Ich persönlich finde diese Herangehensweise sehr gut, vorausgesetzt die Vorbereitung stimmt. Sie zeigt nämlich, dass jeder dazu beitragen kann, dass die eigene Stadt ein bisschen sicherer wird und gibt vielleicht einen Anlass für uns "normale" Bürger zu mehr Zivilcourage. Ich kann aber auch sehen, dass andere Leute anderer Ansicht sein können, was haltet ihr davon? Das Blog hat eine wunderbare Kommentarfunktion, lasst mich eure Meinung hören!
Wir haben also unsere Ansichten zum Thema geäußert und wenn die Dame mit dem Klemmbrett ihr Versprechen einhält, bekommen wir eine E-Mail sobald die Dokumentation fertig ist. Wenn es soweit ist, werde ich natürlich davon berichten.
Vorläufig steht aber vor allem das echte Leben an und um hier Heldentaten zu vollbringen muss ich erst einmal vom Laptop weg. In diesem Sinne, eine schöne Woche euch allen!